Klettern statt skiing. Das trockene Wetter, die milden Temperaturen, weiterhin kein Schnee und das am 30.12.2015. Na ja, wie immer machen wir das Beste daraus, somit muss eine Alternative her. Gemeinsam mit Andi breche ich ins Wettersteingebirge auf. Unser Plan ist eine Mehrseillängentour auf die Schüsselkarspitze und dann die Übernachtung im Schüsselkarbiwak. So der Plan, doch es kam anders….
Als wir an der Wettersteinhütte vorbei marschieren, ein Bild aus der Piefke Saga. Volle Terrasse, T-Shirt Wetter, man glaubt es kaum, dass wir Ende Dezember haben…
Das Panorama hier oben, unglaublich schön!
Als wir den Einstieg der Klettertour erreichen ist es 13 Uhr. Kein Grund Stress aufkommen zu lassen, also essen wir gemütlich unsere Jause und steigen gegen 13.30 in die Wand ein. Laut Tourenbeschreibung benötigen wir 2 bis 2,5 Stunden. Schöne Felskletterei, manchmal schwierige Routenfindung, läuft gut. Jedoch benötigen wir doch etwas länger, da wir für die letzte Seillänge eine Alternativroute suchen, die wir auch finden, aber als ich im Nachstieg den Ausstieg erreiche, ist die Sonne bereits abwesend und es naht die Dunkelheit…
Gemeisam mit Andi entscheide ich, dass es keinen Sinn macht im Dunkeln über den Grat weiter zu klettern und das Biwak zu suchen (schließlich waren wir noch nie hier und somit wissen wir nicht zu 100% wie weit das Biwak noch entfernt liegt-hätte das Gps mitnehmen können, aber wer braucht das schon bei Schönwetter, hehe…). Auch eine Abseilaktion im Dunkeln ist nicht sinnvoll, also suchen wir ein geschütztes Platzerl in der Wand, denn über den Grat pfeift der Wind und wir wollen nicht auskühlen…
Wir haben Glück und wir finden ein paar Meter oberhalb der Kletterroute ein kleines Loch, genau so viel Platz, dass wir zwei dort biwakieren können. Zwar ist es schräg hier, ein Sitzbiwak geht schon, schlafen na, ja, we will see…
Wir entfernen den Altschnee mit unseren Kletterschuhen, legen die Seile als Unterlage aus, der Rucksack dient als wärmende Sitzunterlage. Zeit für eine wohlverdiente Jause 🙂
Es macht uns überhaupt nichts aus, hier die Nacht zu verbringen. Schließlich haben wir unsere Daunenschlafsäcke mit im Gepäck. Ob wir jetzt hier oder im Biwak übernachten ist eigentlich egal… Das Panorama, diese Stille sind hier einzigartig. Garmisch sieht man in der Ferne hell beleuchtet, an der Zugspitze blitzen auch ein paar Lichter, hier sind wir ganz alleine…
Mittlerweile ist es 19 Uhr. Dass wir überhaupt schlafen können ist ein Wunder. Andi kann zumindest mit ausgestreckten Füßen und am Rücken liegend eine Schlafposition finden, bei mir sieht es anders aus. In der Schräge rutsche ich immer wieder nach unten, kann nur auf einer Seite liegen, werde immer wieder wach, da ich zwischendurch aufsitzen muss, um meine Beine durchzustrecken 😉 So geht das über die ganze Nacht, man schlummert dahin, irgendwann tut alles weh, dann wacht man wieder auf, ich sitze auf, schaue in den Sternenhimmel, strecke die Beine aus, lege mich wieder hin…
Gegen 7 Uhr wird es langsam wieder hell, bald begrüssen uns die ersten Sonnenstrahlen. Frühstück, zusammenpacken und gleich bei der ersten Seillänge eine spannende Gratkletterei zum abklettern… Na bravo, volle Konzentration ist angesagt… Die restlichen Klettermeter können wir in 3x abseilen hinter uns bringen – soviel zum gemütlichen Teil. Nun folgen 1100 Höhenmeter bergab zu Fuss, das am nächsten Tag mit Muskelkater resultiert. Das Abwärtsgehen beim Bergsteigen ist auch aufgrund meiner Knie kein Vergnügen, daher fahre ich im Sommer Bike 😉
Andi geht vor, ich lasse mir Zeit beim Abstieg. Wir haben abgemacht, dass er mir mit dem Auto entgegen kommt, daher folge ich dem Forstweg. Doch bald wird mir klar, dass es ein schwieriges Unterfangen wird mich zu holen, denn die Straße ist total vereist. Somit rechne ich nicht mehr mit ihm und gehe zum Parkplatz, wo ich hoffe ihn anzutreffen. Leider nein, er ist nicht mehr da. Dh er ist mir doch entgegen gefahren und ich bin in der letzten Kehre die Abkürzung gegangen. Na bravo. Kein Handy mit dabei. Was nun? Ich marschiere in die Zivilisation, klingle bei der ersten Tür und frage nach ob ich kurz das Internet benutzen dürfte. Leider nein, sie schreibt gerade eine Email und kann nicht raus aus dem Programm 😉 2. Person: leider keine Zeit, aber er bietet mir an, mein nicht vorhandenes Handy im Auto kurz anzustecken… 3. Einheimischer: besitzen kein Internet. Beim 4. Haus habe ich dann Glück. Ein junges Mädchen öffnet die Türe und ich darf eintreten und netterweise das Internet benutzen, um Andis’ Telefonnummer herausfindig zu machen, um dann anzurufen. Mei so nett! Das nenne ich Hilfsbereitschaft – besten Dank!
Und so treffe ich wenig später wieder auf Andi, wir fahren zum nächsten Supermarkt und gönnen uns eine Cola und Fleischkassemmel 🙂
Was für ein Abenteuer – will be unforgotten!
Nähere Infos zur Tour:
http://www.bergsteigen.com/klettern/tirol/wetterstein-gebirge-und-mieminger-kette/siemenswolf