Schon vor zwei Monaten wurde ich von meinem Arlberger Spezl und Skischulbesitzer Toni Zangerle angefragt, ob ich nicht Bock hätte, ihn für eine Woche über Silvester nach Courchevel (FRA) zu begleiten. Seine russischen Gäste würden eine weibliche Skilehrerin benötigen und da hatte er an mich gedacht. Da ich noch nie im Winter in den französischen Alpen war sagte ich zu… Eine Woche Skikurs würde ich schon aushalten 😉
Zuvor ging es noch zu Weihnachten auf Familienbesuch für einen kurzen Abstecher in die Osttiroler Heimat. Ein Genuatief lag in der Luft und würde ab 25./26. Dezember für reichlich Neuschnee in der Region Osttirol und Kärnten sorgen. Bis zu einem Meter Neuschnee!
Schweren Herzens verließ ich die Heimat und wohlwissend dass dieser Tage der Mega Powder in der Heimat warten würde ging es Richtung Frankreich.
Weit kamen wir vorerst allerdings nicht. Kurz nach Braz (Vorarlberg) verursachte Toni einen Auffahrunfall. Der erste Unfall ever. Für ihn und mich. Wünsche ich niemanden, ist echt ein furchtbares Gefühl so ausgeliefert zu sein. Gottseidank war er nicht schnell unterwegs. Komischerweise hielt das Fahrzeug vor ihm (a Deitscher) an und schon war es geschehen. Die nächsten zwei Sekunden hab ich nicht wirklich mitbekommen, denn ich schloss meine Augen und ehe ich mich versah, saß ich in einem Auto wo der Rauch aufging. Die Airbags hatten sofort ausgelöst, ich krachte mit dem Gesicht in das Kissen (ohne es zu merken) und plötzlich kam nur mehr Blut aus meiner Nase. Gottseidank war nicht mehr passiert! Ich war wirklich heilfroh! Blechschaden – sh… Aber gottseidank keine Personen zu Schaden gekommen! Ich alarmierte die Polizei während Toni sich um die Insassen des anderen Autos kümmerte.
Kurz darauf war die Polizei vor Ort, sie nahmen alle Daten von den zwei Fahrern auf, wir wurden abgeschleppt, verbrachten einige Zeit an der Leitstelle, bevor es dann mit einem anderen Auto (von Toni’s Freunden) weiter Richtung Frankreich ging.
Na bravo. Toni war nicht mehr imstande zu fahren, also durfte ich die 7 Stunden Autofahrt vom Arlberg bis nach Courchevel auf mich nehmen…
Endlich. Angekommen. Für zwei Tage sind wir im Hotel New Solarium untergebracht. Das Zimmer muss ich mit Toni teilen. Grundsätzlich überhaupt kein Problem ABER Schnarchen geht gar nicht. So werden es zwei schlaflose Nächte, juhu!
Am 27.12. treffen wir die russische Familie die Toni und in dem Fall auch mich engagiert haben. Sie wohnen ganz mondän in einem 5 Sterne Hotel in Courchevel 1850, dort wo die Reichen und Schönen urlauben. Eigentlich war vorgesehen dass ich mit der Tochter die Woche im Gelände Ski fahren würde, doch wie immer, es kam anders als geplant 😉
So verbringe ich den ersten Tag am Anfängerhügel und bringe der Freundin der “Chefin” Ski fahren bei. Sie lernt schnell und es ist schön Erfolge zu sehen. Am zweiten Tag wird es dann nichts mehr mit Anfängerskiing, da Adelika Schmerzen an den Füssen hat…

Somit kommen nun wieder neue Familienmitglieder ins Spiel und die Tochter der “Chefin” erreicht das Hotel. Zu unserer Überraschung will sie snowboarden lernen. Na bravo. Dann gemma halt snowboarden 😉 Bin seit über 5 Jahren nicht mehr am Brettl gestanden, aber wird schon gehen…

Und täglich grüßt das Murmeltier. Warten bis alle ready sind, im Hotelsportshop Material leihen bzw. was dringend gebraucht wird, wird gekauft. Geld spielt scheinbar keine Rolle.

Mittags sind wir immer zum Essen eingeladen. Unglaublich was immer aufgetischt wird! Und die Preise! Wow! Jeden Tag gibt es Austern und sonst halt was das Herz begehrt. Ein Chickensandwich kostet beispielsweise 43 Euro, Spaghetti Bolognese 32 Euro, Tomaten Mozzarella Salat 30 Euro! Unglaublich oder? Verrückt diese Verschwendung beim Essen (teilweise wird einfach drauf los bestellt und vieles bleibt über). In anderen Erdteilen verhungern Menschen weil sie nichts zum Essen haben und hier gibt es Essen im Überfluss. Bizarr!

Ich war überhaupt nicht auf solchen Luxus vorbereitet. Courchevel scheint das französische Pendant zu St. Moritz zu sein. Es ist eine andere Welt. Für mich unvorstellbar, denn für mich spielt Geld einfach keine große Rolle. Ich bin zufrieden mit dem was ich habe und brauche überhaupt nichts von diesem Luxus.
Im Skigebiet tummeln sich unzählige Fotografen, die nur darauf warten Neureiche bzw. Promis oder Möchtegern-Promis zu fotografieren. Schräg.

Am 3. Tag unseres Aufenthalts ziehen wir um in ein 4 Sterne Hotel, wow, welch Up-grading 😉 Ich freue mich endlich mal in Ruhe schlafen zu können! Doch wieder nix. Meine Nachtruhe wird gegen Mitternacht plötzlich gestört obwohl ich das Zimmer zugesperrt hatte. Der Concierge hatte mich offensichtlich in das falsche Zimmer geleitet und so war ich missverständlicher Weise in einem Doppelzimmer statt Einzelzimmer untergebracht. Ich hatte mich zwar gewundert warum der Schlüssel nicht passte, aber dachte mir nicht viel dabei. hahahahaa… Eine Russin stand plötzlich geschockt bei mir im Zimmer, leider nein, für heute Nacht blieb ich da drinnen… Nicht lange, denn am nächsten Morgen musste ich dann schon wieder umziehen… 😉

Snowboard Kurs Tag 1: Gewöhnen ans Gerät, geradeaus fahren und später Kurven fahren und Bremsen lernen. Vor etlichen Jahren hab ich im Zuge der Staatlichen Skilehrerausbildung den Snowboard Landeslehrer gemacht. Somit – kein Problem 😉 A bisl improvisieren, dann geht das schon… Den Anfängerhügel verlassen wir bald, denn meine Schülerin hat bereits am vormittag beide Kurven fahren gelernt! Talented Girl!
Von der grünen Piste geht es am nächsten Tag bereits auf blaue Pisten. Am 3. Tag auf rote Pisten und ins Gelände. Wow!

Als Snowboarder auf vollen Pisten fühle ich mich total unwohl. Viele Leute sind extrem rücksichtslos unterwegs, immer mal wieder sieht man Zusammenstöße auf der Piste, echt scary! Viele überschätzen sich, stehen technisch schlecht drauf, keine Chance binnen Sekunden bremsen zu können… Vor allem aus der Sicht des Snowboarders sind Skifahrer eine gefährliche Spezies. Auf der Backside sieht man nicht bzw nur eingeschränkt ob oder wer von oben kommt. Also ich freu mich nun wieder auf meine Ski und dass ich in den nächsten Tagen wieder im Gelände unterwegs bin.
Ich verlasse Courchevel mit gemischten Gefühlen. Zum einen weil ich echt schockiert über diesen gelebten Reichtum war (schließlich lässt sich mit viel Geld alles kaufen – wirklich alles, das stelle ich in Frage?). Gucci, Prada, auf den Pisten Bogner, Sportalm etc. Wer was auf sich hält trägt eine dieser Edelmarken. Nicht zu vergessen natürlich die neueste GoPro, damit das gesamte Erlebte auch überall geteilt werden kann…
Doch die umliegende Bergwelt hat mich gefangen. Unweit der Skigebiete gibt es einige interessante Berge die nur darauf warten bestiegen und befahren zu werden. I’ll be back. Someday. Aber mit Freunden und abseits der ausgetretenen Pfade.

Ab nach Hause. Tirol isch lei oans 🙂