„Zwischen Himmel und Hochgebirge… Die Haute Route, der berühmte Hochgebirgswanderweg ist für Biker landschaftlich wie fahrtechnisch eine Gratwanderung – genau richtig für Spezialisten wie Hans Rey und Holger Meyer… – so titelte das Bikemagazin die im Jahre 2008 erschienene Fotostory…
Fotostory zu finden unter diesem Link…
Da ich den Sommer über im Wallis, also im Schweizer Biker-Singletrailparadies schlechthin verbrachte, war es für mich nahe liegend, nicht gleich wieder in die Heimat zu fahren, sondern entweder das Matterhorn mit dem Bike zu umrunden, oder eben die Haute Route zu fahren. Ich entschloss mich für die Haute Route. Vielleicht auch deshalb, weil ich kein, na ja fast kein Französisch kann und ich nicht wusste was mich erwarten würde ;-)…
Aber nein, ich würde es wieder tun! Denn es war einfach genial und eine super Erfahrung!!!! (Sorry, I write in german this time – tooooo lazy to write in English ;-)…)
Eine Story über applaudierende und fotografierende Amis am Passübergang, Gastfreundschaft, wunderschönste Natur, Auszüge aus meinem Reisetagebuch und die Erfahrung, dass wirklich alles möglich ist, wenn man nur will!!!!
Meine Reise beginnt in Herbriggen/Wallis, einem kleinen, Walliser Dorf, nahe Zermatt, wo ich den Sommer über verbracht habe. Der Wetterbericht verspricht Gutes und so verlasse ich Herbriggen, um mit dem Bike nach Visp und von dort aus weiter bis nach Chamonix mit dem Zug zu fahren. In Visp versäume ich um einen Wimpernschlag den Zug, na ja, der nächste fährt in einer Stunde, um dann in Martigny voller Euphorie und Vorfreude, endlich nach Chamonix zu kommen, wieder den Zug zu verpassen… Diesmal, weil ich nicht damit gerechnet hatte, mit einem “Bummelzug” nach Chamonix zu fahren… Hahahhaa…
Endlich angekommen in Chamonix. Die Bergsteigercity der Superlative… Ich liebe es dort und bin immer wieder fasziniert, wie international und sportbegeistert doch die Leute hier sind…
„Wie überall in den Herbergen sind die Leute multikulti und so sitze ich beim Abendessen neben zwei Spaghetti-schmatzenden, israelischen Studenten und teile das Zimmer mit zwei britischen Ladies. Da wär dann noch ein fescher Aussi, der gerade die Lounge verlässt und morgen mit seiner Mum zur Haute Route aufbricht…“
Donnerstag, 8. September 2011
Chamonix (FRA) – Le Chable (CH)
Chamonix 1000 m – Le Tour 1453 m – Col de Balme 2204 m (Gondel von Le Tour / 19 Euro / nähere Infos: Gondelbahn Le Tour ) – Trient 1270 m – Col de la Forclaz 1528 m – Bovine 1975 m – La Jure 1572 m – Champex 1466 m – Sembrancher 714 m – Le Chable 821 m
Uphill: 1274 hm (ca. 1 h Trage-/Schiebepassage) / Downhill: 1559 hm (ca. 1 h Trage-/Schiebepassage) / Kilometer: 45 km
Vom Col de Balme, 2204 m schiebe ich noch ca. 100 hm hoch auf L’Arolette 2330m, um dann auf einem super-flowigen Trail runter nach Trient zu fahren…
Unten in Trient angekommen geht’s wieder den Berg hoch…Col de la Forclaz auf 1500 m Höhe ist das Ziel, bevor es weiter Richtung Bovine auf knapp 2000m geht. Jetzt ist erst mal für die nächsten 500 hm schieben und tragen angesagt… Unten am Col hab ich zwei Spanier kennen gelernt, die auch mit dem Bike in selbiger Richtung unterwegs sind… Da ich eine Pause gemacht hatte, hab ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet sie wiederzusehen… Doch da sind sie wieder… Und so tragen und schieben wir gemeinsam unsere Bikes den Berg hoch…
Unterschiedlichste Reaktionen der Wanderer… Von wow, sehr mutig, bis ihr spinnt doch total, ist alles zu hören…
Bereits beim Aufstieg warnen uns die Wanderer, dass die Abfahrt alles andere als fahrbar sein würde… Und sie sollten Recht behalten…
Oben am Berg angekommen, geht es die ersten 100 hm super zu fahren, bevor die nächsten 500 hm eine Kombination aus Schieben, Tragen, kurz fahren, schieben usw darstellen… Nicht mal Speedy Gonzales, der technisch saugut fährt, kann die meisten Abschnitte fahren…
Ich verliere die zwei Spanier wieder aus den Augen, sie bleiben zurück, während ich weiter Richtung Champex fahre… Champex, ein kleines, malerisches Dorf, eingebettet von den Bergen, gelegen an einem wunderschönen See…
DANKE Laura!!!! …und MERCI an ihren Chef, der mich aufgrund meines Vorhabens zum Essen eingeladen hat :-)….
Freitag, 9. September 2011
Le Chable 821 m – Croix de Coeur 2173 m (Gondel bis Les Ruinettes – Nähere Infos zur Gondelbahn…)
– La Tsoumaz 1506 m – Champrox 1402 m – Nendaz 1560 m – Le Follats 1435 m – Veysonnaz 1200 m – Vex 900 m – Evolene 1371 m
Uphill (ohne Gondel): 1923 m / Downhill: 1167 m / Kilometer: ca. 45 km
Laura bringt mich an diesem Morgen zurück nach Le Chable. Von dort geht’s wieder gemütlich den Berg mit der Gondel hoch. Rauf bis nach Le Ruinettes auf knapp 2200 m. Leider ist die Mont Fort Bahn bereits geschlossen und so folge ich dem Rat der Einheimischen, besser auf der Grand Raid Route weiter nach La Tsoumaz zu fahren. Meinen ursprünglichen Plan, nach Tortin über unwegsames Gelände zu fahren bzw. zu tragen legte ich somit zur Seite… Auch aus dem Grund, weil mir viele davon abrieten und ich ja doch noch genügend Zeit im hochalpinen Gelände verbringen würde… Das nächste Mal dann…
„Im Wallis finden sich Routen, die (erlauben Sie das Wortspiel) eigentliche Leckerbisse unter den Wanderungen darstellen: Strecken entlang der Suonen, viele Jahrhunderte alte Wasserleiten, die im Mittel- und Unterwallis eben auch Bisse genannt werden. Die Suonen fassen das Wasser der Gletscher und führen es in die regenarmen Täler. Auf dem Höhepunkt ihrer Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts versorgte dieses über 1’800 km lange Bauwerk das Wallis mit dem begehrten Wasser und ermöglichte dadurch eine üppige Landwirtschaft. Dieses historische Erbe wird heute von vielen Gemeinden aufwendig gepflegt, wo notwendig restauriert und wieder mit Wasser geflutet.”
http://www.valrando.ch/diesuonen/siekoennendiebroschuerepdf-dateiherunterladenwandernansuonen.pdf
Das Biken ist entlang dieser Trails nicht erlaubt, doch es ist unter der Woche, fast keine Wanderer unterwegs und so folge ich diesem Trail… Es ist immer wieder was Besonderes neben dem Wasser zu fahren!!! Doch Fahrfehler darf man sich keine erlauben, auf einer Seite geht’s meist sehr steil runter!!!!
Landschaftlich ist das Wandern bzw. Biken entlang der Suonen traumhaft schön!!!! …und es geht immer eben dahin 😉
Nach Stunden auf dem Bike erreiche ich Vex. Von dort nimmt mich der Bus nach Evolene, der heutigen Endstation mit. Da ich keine Karte für diesen Streckenabschnitt hatte und nicht auf dem Asphalt, neben der Hauptstrasse fahren wollte, eine herrliche Alternative ;-)…
Hier muss einfach mal gesagt werden, dass die Infrastruktur für Biker in der Schweiz echt super ist!!!!! Jeder Bus, jede noch so kleine Gondel nimmt dich mit dem Bike mit!!!!
In Evolene, einem typischen Walliserdorf, angekommen, mache ich mich auf die Suche nach meiner Pension. Da der Ort klein und überschaubar ist, finde ich die Pension d’Evolene ( http://www.pensionevolene.ch/ )sofort und freue mich erstmal auf eine Dusche…
Samstag, 10. September 2011
Heute bin ich nicht alleine unterwegs, Laura und ihr Freund begleiten mich. Schön und motivierend zugleich!!!! Es erwarten uns über 40 km und fast 1900 hm…
Evolene 1371 m – Voloron 1685 m – Tsalet d’Eison 2140 m – Pas de Lona 2787 m – Basset de Lona 2792 m – Grimentz 1555 m – Mayoux 1205 m
Uphill: 1845 m (davon ca. 1 Stunde Schiebe-/Tragepassage) / Downhill: 1734 m / Kilometer: 42 km
Wir starten in Evolene, 1371m. Von dort geht es in konstanter Steigung auf Forstwegen und Singletrails den Berg hoch bis zum Pas de Lona auf 2787 m. Wir befinden uns wieder auf den Spuren der Grand Raid, einem Schweizer Mountainbike-Marathonrennen der Extraklasse… Für mehr Infos… http://www.grand-raid.ch
Vom Pas de Lona geht es auf einem Singletrail bergab, doch nicht weit, denn ein weiterer Anstieg erwartet uns, bis wir dann endlich Richtung Lac de Moiry und dann weiter nach Grimentz und Mayoux runtersurfen…
DANKE an Laura und Luis für den wunderschönen Tag!!!!!
Sonntag, 11. September 2011
Mayoux 1205 m – Vissoie 1204 m – St. Luc 1655 m – Tignousa 2180 m – Meidpass 2790 m – Gruben 1822 m – Augstbordpass 2894 m – St. Niklaus 1208 m – Herbriggen 1263 m
Uphill: 2757 hm (davon 500 hm Trage-/Schiebestrecke bis zum Meidpass + 600 hm Trage-/Schiebestrecke bis zum Augstbordpass)
Downhill: 1654 hm (nach dem Augstbordpass ist noch ein ca. 3 km langes Geröllfeld zu überqueren – schieben/oder tragen…)
Kilometer: 33 km
Herbriggen 1263 m – Zermatt 1606 m (14 km)
Jipiiii, ich hab’s geschafft!!!! Bin superhappy und hätte nicht gedacht, dass ich es in so kurzer Zeit schaffe… Doch it’s all in your mind and head ;-)… Bist du stark im Kopf… Im Dunkeln, bei strömenden Regen, völlig durchnässt, Gewitter über mir, erreiche ich Herbriggen… Dem kleinen Dorf, nahe Zermatt…
Doch der Reihe nach… Um 7 Uhr Tagwache, denn es wird ein langer Tag werden… Zwei Pässe liegen vor mir und etliche Kilometer und Höhenmeter…
Ich verabschiede mich von Laura und Luis, um dann bis nach Vissoie zu biken… Von dort steige ich in den Bus ein, fahre gemütlich bis nach St. Luc hoch. Somit erspare ich mir 400 hm Aspaltstrasse… Weiter geht’s mit der Standseilbahn von St. Luc hoch nach Tignousa auf 2180m. In St. Luc befindet sich ein cooler Bikepark mit Northshores, einer blauen und roten Freeridestrecke… Biken in landschaftlich schönster Umgebung… Bin das zweite Mal bereits hier und komme sicher wieder!!!!…
http://www.st-luc.ch/fr/Regions/
Ausserdem gibt es zig andere Varianten zum biken und freeriden… Von Sierre aus beispielsweise kann man mit dem Bus nach St. Luc, dann weiter mit der Bahn hoch und dann über 2000 hm Downhill vom Feinsten genießen… Außerdem nimmt die Bahn das Bike gratis mit!!! (wenn man nicht im Bikepark unterwegs ist…)
In der Bahn treffe ich das erste Mal auf eine amerikanische Wandergruppe, mit einem französischen Bike-, und Wanderguide aus Chamonix, die ich später wieder treffen werde… Und dann ist da noch eine Bikegruppe, deren Bikeguide mich über mein heutiges Ziel befrägt und dann ziemlich erstaunt ist, dass ich es heute bis ins Mattertal schaffen will… und dann auch noch als Frau und alleine unterwegs…
Auf Tignousa auf 2180 m angekommen, verliere ich erstmal wieder an Höhenmetern und fahre an einer Forststrasse Richtung Abzweigung Meidpass… Es sind ja immer noch an die 700 hm die ich bis zum Meidpass meistern muss… Vorbei ist’s nun mit fahren, es geht steil berghoch auf einem schmalen Wanderweg und so muss ich das Bike schieben. Ich überhole zwei Wanderer 🙂 und schiebe gemütlich den Berg hoch. Ca. 200 hm unterhalb des Passes treffe ich nun wieder auf die Ami-Gruppe. Sie können es nicht glauben, dass ich das Bike den Berg hoch trage… Und so werde ich die ganze Zeit fotografiert, von den ungläubigen Amis, die wohl glauben, dass ich total verrückt bin ;-)… Sicher, ein 16kg Bike, dazu noch ein ca. 7 kg schwerer Rucksack, und das in total unwegsamen Gelände – sicher nicht alltäglich…
Geschafft – der Meidpass auf 2790 m. Die amerikanische Wandertruppe ist immer noch am Pass und die ganze Truppe applaudiert, als ich oben ankomme… Es werden wieder Fotos gemacht und eine von den Amis, hat ihren Fitnesstrainer Bob als Gesicht mit – das wohl lustigste Foto der ganzen Tour…
Ich muss es wieder sagen, die Landschaft ist einfach Traum hier und so ist die Motivation extrem hoch – was werde ich wohl nach dem nächsten Pass alles sehen???…
Der Pass kommt immer näher, doch davor sind noch riesige Gesteinsplatten, am Rücken mein Bike, zu überqueren…
Die Strecke Herbriggen – Zermatt kenne ich im Schlaf, doch ich fahre am nächsten Tag noch einmal rein, um mich vom Matterhorn für dieses Jahr zu verabschieden…
![P1090839 [640x480]](https://meltirol.files.wordpress.com/2011/09/p1090839-640x480.jpg?w=700)
Ende gut – alles gut ;-)… Schön war’s!!!!
Wenn wer von euch diese Tour fahren will – meldet euch einfach bei mir!!!! Bin gerne bereit euch Tipps zu geben!!!!
Ride on and enjoy life, Mel:-)