Montag, 26. August 2013, Tag 1:
1. Etappe: Herbriggen (1250m) – Zermatt (1700m) – Trockener Steg (2939m) (mit Bahn) – Theodulpass (3317m) – Talstation Testa Grigia (2831m) – Col Nord des Cimes Blanches (2981m) – Mase (2400m) – Vardaz (2336m) – Piano di Xsere – Resy (2072m)
Kilometer? Keine Ahnung, unwichtig!
Arbeit ade, neues Abenteuer juheeee. Die Tour de Monte Rosa ist unter Wanderern eine sehr bekannte und beliebte Rundtour. Doch mit dem Bike? Noch dazu alleine? Habe ich noch nicht sehr viel darüber gelesen. Mir auch egal, denn wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich es auch durch 🙂 Nach langem Karten Studium erscheint mir die Tour als durchaus machbar, keine Ahnung was mich in den nächsten Tagen erwartet, aber ich freue mich darauf…

Die Route Herbriggen-Zermatt ist mir ja bekannt, schließlich habe ich nun meinen vierten Arbeitssommer hier verbracht und war in meiner Freizeit viel mit dem Bike hier in der Gegend unterwegs. Ich liebe das Wallis zum biken. Anspruchsvolle Trails, aber auch viel flowige Trails, es gibt hier einfach alles, die Infrastruktur für Biker ist einfach perfekt!
Meine 4tägige Rundtour, einmal um das Monte Rosa Massiv mit dem Bike, starte ich in Herbriggen, einem kleinen Kuhdörfli, 14 km vor Zermatt. Für die nächsten zwei Tage verspricht der Wetterbericht nichts Gutes. Somit bereitet mir der Übergang über den Theodulgletscher- und pass ein wenig Kopfzerbrechen.
An der Kassa der Schwarzsee Bahn will mich die Dame am Schalter zuerst nicht hoch fahren lassen. Sie sieht mich ein wenig mürrisch und launisch an. Als ich ihr jedoch erkläre, dass ich nach Italien will, ist sie doch willig mir ein Ticket bis zum Trockenen Steg zu verkaufen. 42 Fränkli + 10 Fränkli Biketransport. Das zahle ich gerne, denn hier hoch zu treten wäre ein Gräuel 😉 So kann ich gemütlich hochgondeln. Auch der Liftler weißt mich darauf hin, dass ich nicht ganz hoch bis zum Trockenen Steg fahren darf… ja, ja… Es geht dann doch.
Das Matterhorn und die hohen 4000er links und rechts von mir sind in einer dicken Wolkendecke eingehüllt. Ab dem Trockenen Steg beginnt es leicht zu nieseln. Ab jetzt beginnt die Schinderei.

Ca. 200 Höhenmeter geht es nun auf schottrigem Untergrund den Berg hoch, bis ich kurze Zeit später das erste Mal seit Juli wieder Schnee unter den Füßen habe. Auf der Ratrack Spur geht es nun weiter den Theodulgletscher hoch. Die Temperatur ist angenehm. Zwar ist es doch kühl, doch es ist guter Trittschnee und somit kann ich mich gut am Gletscher fortbewegen.

In der Ferne sehe ich eine Wandergruppe, alle mit Steigeisen ausgerüstet. Ich frage mich wofür 😉 Immer wieder kommen mir Skifahrer entgegen, die mich ein wenig ungläubig ansehen. Na ja, eine Bikerin die das Rad den Berg, über einen Gletscher hoch schiebt, das sieht man ja nicht jeden Tag ;-). Ich überhole die Wandergruppe, die mich mit Komplimenten zuschütten. Danke meine Lieben, freut mich!

Gegen 14.30 Uhr erreiche ich endlich den Theodulpass bzw. das Rifugio Theodule auf 3317 m. Es ist saukalt, windig, Graupel, Nebel, ich habe bis auf die Hütte keinen Orientierungspunkt. Komplettes White-Out hier oben. Die Wandergruppe kommt am Seil hoch und verschwindet im Refugio. Ich beschließe, mich schnell anzuziehen und mache mich bereit für die Abfahrt Richtung Cervinia. Nur zuerst muss ich noch den Weg finden. Das erweist sich als sehr schwierig, da die Sicht gleich Null ist. Dank der Karte finde ich den Weg. Ich fühle mich wie in einer Mondlandschaft.
Es ist ein Suchspiel. Oftmals sind die gelben Pfeile der TMR schwer zu finden. Ich fahre ab Richtung Cervinia und biege beim Lago Cime Bianche ab und muss wieder den Berg hoch schieben. Ganz alleine bin ich hier unterwegs. Niemand außer mir in dieser faszinierenden Bergwelt.

Nach einer weiteren Stunde bin ich am Col Sud del Cime Bianche angelangt. Wow, was für ein Ausblick! Die azurblaue Farbe des Grand Lac, wunderschön!

Der Trail lässt sich bis auf einige knifflige Stellen sehr gut fahren. Es nieselt immer noch leicht, doch es ist griffig und es macht Spass endlich den Berg hinunter zu fahren. Ein Wanderer kommt mir entgegen, später dann noch zwei. Grandiose Tour soweit. Es ist noch ein ganzes Stück bis zum Rifugio Ferraro in Resy. Meinem Ziel für heute.
Der Weg ist gespickt mit viel Kuhscheiße. Es beginnt ein Spiel aus “Kuhscheiße ausweichen, juhee”. Gelingt nicht ganz, bin voller Dreck!
Nun folgt ein Abschnitt der unfahrbar ist. Es heißt wieder mal schieben.

Müdigkeit kommt auf, die Konzentration schwindet. Nun bin ich bereits über 5 Stunden am Bike unterwegs. Eine kleine Jause am Bike hilft mir die Müdigkeit zu überwinden und mich weiter zu motivieren. Es kann nicht mehr weit sein zum Rifugio. Ich befinde mich unterhalb der Baumgrenze, es geht immer wieder leicht bergauf. Endlich ein Schild. Noch eine halbe Stunde bis zum Rifugio. Leider nicht am Bike, sondern ich muss es wieder bergauf über den Singletrail tragen. Keine Chance dieses Stück bergauf zu fahren. Letzte Kräfte für heute sammeln. Zwar habe ich im Rifugio nicht reserviert, doch ich hoffe auf einen Schlafplatz. Da ich alleine unterwegs bin sollte dies kein Problem sein. Endlich Resy in Sichtweite. Und das Rifugio Ferraro.

Ich werde freundlich im Rifugio empfangen, die Hüttenwirtin spricht sehr gut Englisch und hat gottseidank noch eine Unterkunft für mich. Sie schütteln nur den Kopf, als sie fragen, von wo ich mit dem Bike gekommen bin… 😉 Schnell ins Zimmer, umziehen und zum Abendessen. Die Gaststube ist voll und ich darf mich zu einer italienischen Familie dazusetzen. Im Gespräch stellt sich heraus, dass der Mann Bergführer und Mountainbike-Guide ist und mit seiner Familie hier Urlaub macht. Wir unterhalten uns und ich werde von allen sehr nett bedient. In der gesamten Hütte hängen überall Bilder vom Himalayagebirge. Die Besitzerin des Rifugios, Bo Fausta ist jedes Jahr zum Trekking, auf Expedition etc dort. Deshalb auch die Gebetsfahnen draussen vor dem Haus. Sie war bereits am Kilimanjaro und am Mera Peak. Coole Frau!

Ich verabschiede mich von allen und gehe müde und zufrieden ins Bett…
Dienstag, 27. August 2013, Tag 2
2. Etappe: Resy (2072m) – Champoluc/Plan du Crest (1975m) – Ostafa (2420m) – Col Pinter (2777m) – Gressoney La-Trinité (1385m) – Stafal (1850m) – Passo Salati (2971m) – Pianalunga (2046m) – Alagna/Valsesia (1212m) – Rifugio Pastore (1575m)
Sporadisches, einfaches, italienisches Frühstück mit Biscotti, verpackte Croissants mit Kirschfüllung (igitt!, bin wirklich nicht heikel, aber das kann man fast nicht essen…), Müsli, Joghurt, Brot… That’s it, that’s all.
Die ersten Wanderer haben bereits gegen 7 Uhr zu lärmen begonnen. Nichtsdestotrotz habe ich sehr gut geschlafen. Die Nacht über hat es stark geregnet, doch der Morgen verspricht Gutes. Um 9 Uhr starte ich recht pünktlich vom Rifugio. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen… Dann hätte ich etliche Kilometer gespart…
Vom Rifugio ist ein Passübergang bzw. zumindest eine Liftstation sichtbar und es scheint sinnvoll diesen Passübergang zu nutzen. Auch auf der Karte macht es Sinn. Doch ich möchte auf der Originalroute der TMR bleiben. Fehler. Großer Fehler.
Irgendwo muss ich die Abzweigung verpasst haben, doch das merke ich erst zu spät. Und wo ich mich nun befinde, für diesen Abschnitt habe ich keine Karte. Na ja, ich fahre weiter bis ich zu einem Lift komme. Niemand hier. Kein Liftpersonal, niemand. Doch die Gondel läuft und ich wäre ja blöd, die Gondel nicht zu nutzen. Obwohl ich momentan nicht genau weiß wo ich bin. Nach der Bergstation gibt es keine Wegschilder, nur wieder der gelbe Pfeil. Bin ich wieder auf der Tour Monte Rosa? Ich entscheide mich diesem zu folgen. Wenn ich umkehre habe ich auch viel Zeit verloren. Und wenn dieser Weg über einen Pass führt, dann komme ich sicher wieder irgendwie in das nächste Tal. Menschen sind hier keine. Düstere Stimmung. Die Berge im Nebel. Wolkenverhangen. Ich höre auf meinen Bauch und sollte Recht behalten…
Das Bike muss ich für die nächsten 300 Höhenmeter schultern und schieben. Es graupelt wieder, der Nebel hängt tief über dem Pass. Ab 2600 m ist es schneebedeckt.

Endlich. Pass erreicht. Ich befinde mit am Sentiero 1 – Col Pinter auf 2777m.

Es bleibt keine Zeit zum verweilen. Es ist kalt. Zeit zum abfahren. Der erste Abschnitt erweist sich als technisch sehr schwierig, kurze Abschnitte muss ich schieben. Der Trail bleibt über die gesamte Strecke sehr abwechslungsreich und schwierig. Keine Menschenseele ist hier unterwegs. Erst als ich bei den letzten Almen, kurz vor Gressoney bin, kommen mir zwei Wanderer entgegen, die mich mit großen Augen bestaunen. Gibt wahrscheinlich nicht sehr viele Biker die diese Strecke je gefahren sind…
Während der Abfahrt passieren mir insgesamt drei Stürze. Immer blöd. Wie halt immer. Wer bremst verliert. Einmal möchte ich stehen bleiben und bleibe genau auf einem losen Stein stehen, der nun ins rollen gerät, ich knicke um und lande mit dem Bike in der Böschung… Blöd gelaufen.
Bei einem der anderen Stürze bleibe ich an einem Stein mit dem Vorderrad hängen und stürze genau auf meinen Zeigefinger. Not good. Zwar kann ich den Finger noch bewegen, doch ich merke, dass dies nicht so gut war. Ab sofort heißt es also: mit dem Mittelfinger bremsen.
Es war eine ewig lange Abfahrt (über 1400 hm) und nun befinde ich mich auf der Hauptstraße Richtung Gressoney. Wieder beginnt es zu regnen. Da kommt es gerade Recht, dass ich an einer Pizzeria/Snack Bar vorbei fahre. Stop over dort, kurze Stärkung alla Italia, nämlich Pizza und Cola und dann geht es wieder weiter. Noch 4 km bis Stafal. Die Gegend kenne ich von meinem letzten Aufenthalt hier. Abenteuer Liskamm lässt grüßen.
Angekommen in Stafal (1850m) radle ich direkt zur Bahn und kaufe mir ein Ticket. Hier lässt es sich bequem auf den Passo Salati (2900m) hochgondeln. Wieder ist das Wetter mau. Kalt, Nebel, keine Sicht. Ich muss mich orientieren, die Karte raus, keine Wegmarkierung, nichts. Nur das Fahrverbotsschild für Biker steht inmitten der Steinwüste. Doch es gibt hier keinen Weg?
In der Nähe lässt sich das Rifugio Citta di Vigevano (bereits geschlossen) erkennen und ich folge dem breiten Schotterweg dorthin. An der Hütte vorbei, geht es noch ein Stück weiter, bis plötzlich der breite Weg endet. Ein paar Meter weiter, gottseidank, eine Wegmarkierung. Nach Alagna 3 Stunden. Das heißt mit dem Bike muss ich ca. 1,5 bis 2 Stunden rechnen. Je nachdem wie gut sich der Trail fahren lässt.
Ich sehe rein gar nichts von der Umgebung. Alles liegt im Nebel. Es regnet leicht, doch je weiter ich an Höhe verliere, desto besser wird es. So blicke ich zurück und stelle erstaunt fest wie steil es hier war. Im Winter führt hier eine schwarze Piste hinunter… In weiter Ferne lässt sich nun die Mittelstation erkennen. Bis auf ca. 2200 m ist der Trail sehr schwierig zu fahren. Viele lose Steile bzw. Geröll, alles nass, schwierig. Kurz vor der Mittelstation eine riesige Kuhherde. Manche laufen weg, haben Angst vor mir, obwohl ich an ihnen vorbei schiebe. Bei manchen bin ich mir nicht so sicher was sie vorhaben. Also schnell weg. In Sicherheit, hinter den Elektrozaun.
Mittelstation Pianaluga. Ich muss hier unbedingt im Winter zurück kommen! Das Gebiet ist zum Skiing sicher ein Wahnsinn! Ich folge nun der Schotterstraße, da ich schon wieder die Nr. 6 verloren habe. Aber egal. Ist wahrscheinlich besser so. Schließlich habe ich schon etliche hard-core Abfahrtshöhenmeter hinter mir.
Alagna ist nun in Sichtweite. Wow, so ein schmales Tal! Ich überprüfe auf der Karte wo ich bin und beschließe weiter bis zum Rifugio Pastore zu fahren. Zeit habe ich noch genügend. Um ca. 17 Uhr rufe ich dort an um ein Zimmer zu reservieren. Eine nette, freundliche Stimme ertönt am anderen Ende der Leitung. Nun ist es nicht mehr ganz so weit. Wieder beginnt es zu regnen. Auch der Unterstand, wo ich kurz stehen bleibe, nützt nicht viel, da es nicht danach aussieht, dass es bald zu regnen aufhört. Ich trete weiter.

Bei S. Antonio halte ich mich links und folge dem Schild. Eine halbe Stunde noch. Allerdings wird das noch eine lange halbe Stunde. Wieder das Bike schultern und im Regen über die hohen Stufen und nassen Felsen tragen.

Die Schritte sind langsam, aber es geht. Bald bin ich da. Seit neun Uhr in der Früh bin ich unterwegs. Nun ist es nach 18 Uhr. Langer Tag. Ganz nass und aufgeweicht erreiche ich das kleine Almendorf und das Rifugio Pastore. Ich werde freundlich empfangen und freue mich auf eine Dusche. Das Essen hier: wunderbar! Zum Nachtisch gibt es eine hausgemachte Schwarzbeertorte – LECKER! Ich könnte gerne gleich zwei verdrücken… Und das nach einem extrem füllenden 3-Gänge Menü. Dieses Rifugio kann ich nur empfehlen!
Nähere Infos unter: http://www.rifugiopastore.it
Nach einem langen, harten Tag freue ich mich nun auf’s Bett. Bin stolz es bis hierher geschafft zu haben, hundemüde, die körperlichen Strapazen sind spürbar.
Mittwoch, 28. August 2013, Tag 3
3. Etappe: Rifugio Pastore (1575m) – Colle del Turlo (2738m) – La Piana (1613m) – Lago delle Fate (1309m) – Macugnaga (1307m)
Bereits um 5 Uhr morgens werde ich durch den Drang auf die Toilette gehen zu müssen geweckt. Widerwillig stehe ich auf, denn das WC befindet sich zwei Häuser weiter. Allerdings ist das Panorama grandios. Sternenhimmel und die Signalkuppe erleuchtet in strahlendem Weiß. Es ist noch frisch draussen und ich lege mich wieder schlafen. Gegen 6 Uhr machen bereits die ersten Wanderer Lärm, doch mein Körper ist noch nicht bereit für die heutigen körperlichen Strapazen. Um 8 Uhr erhebe ich mich letztendlich aus den Federn und gehe frühstücken. Die Wanderer sind alle schon weg, so ist es schön ruhig. Das Rifugio ist wirklich sehr zu empfehlen. Wunderschön gelegen, super Essen, italienische Gastfreundschaft.

Etwas spät, erst gegen 9.45 Uhr verlasse ich das Rifugio und mache mich auf den Weg. Heute sind 1200 Höhenmeter schieben und tragen angesagt…

unglaublich aber wahr, hier oben steht die Margheritahütte, mit 4554 Metern das höchste Gebäude Europas.
Ein alter, gepflasterter Walserweg schlängelt sich den Berg hoch. Somit lässt sich das Bike gut schieben. Zwei Wanderer überholen mich, ansonsten ist es ruhig bis knapp vor dem Pass. Die Höhenmeter scheinen stehen zu bleiben und ab einer Höhe von 2400 m muss ich das Bike schultern. Ein Wanderer kommt mir entgegen und sagt mir, dass der Weg nach Macugnaga besser sei. Das bleibt jedoch dahin gestellt…
Ich erreiche endlich den Col del Turlo auf über 2700 Meter Höhe. Pünktlich zu meiner Ankunft am Pass beginnt es wieder zu tröpfeln. Vom fahrerischen habe ich mich bereits daran gewöhnt. Nasse, rutschige Steine und Felsen, wer bremst verliert. Das Panorama hier oben: Beautiful!

Eine amerikanische Wandergruppe mit französischem Bergführer kommt von der anderen Seite auf den Pass. Ein Ami bittet um ein Foto mit mir und dem Bike. Er, wie auch die anderen können es nicht glauben, dass ich das Bike den Berg hochgeschoben bzw. getragen habe… Der Bergführer ist erstaunt dass ich, 1. alleine unterwegs bin und 2. welche Tour ich bereits hinter mir habe. Und das auch noch in kürzester Zeit… Na ja, ich sitze ja auch von früh morgens bis abends am Bike 😉 Trotzdem geht es mir nicht um Höhenmeter oder Zeit. Ich habe ein Ziel, ich möchte die Umrundung schaffen…

Es geht bergab. Der Trail ist wahnsinnig anstrengend, besonders für meinen verletzten Finger. Es hat gestern ausgerechnet den Zeigefinger, sprich Bremsfinder erwischt. Heute früh habe ich ihn getaped, doch ich habe Schmerzen. Wobei, ich bin ja einiges gewöhnt…

Das Wunder des Tages…
Ich bleibe stehen um ein Foto zu machen. Ausgerechnet hier, irgendwo im nirgendwo liegt am Wegesrand eine Fingerschiene! Ich kann es kaum glauben, freue mich riesig und lege die Fingerschiene an. Sie passt perfekt! Das ist wirklich ein Wunder! Somit kann ich den Finger zumindest ruhig stellen, soweit es halt geht und fahre weiter. Zwar ist die Abfahrt hart und schmerzhaft, aber es geht.

Es geht weiter und die Steinabfahrt nimmt kein Ende. Trailspass ist was anderes.

Wieder überhole ich zwei Wanderer und denke, dass nun dass Gröbste geschafft sei, doch falsch gedacht. Der Horror der Rumpelei nimmt einfach kein Ende. Viele lose Steine die nass sind säumen den Weg. Auch der Waldabschnitt bleibt steinig. Ein Erinnerungsstück an die Walser, die vor Jahrzehnten diesen Weg gebaut haben.
Endlich erreiche ich den Talboden und treffe auf einen amerikanischen Wanderer. Wow, viele Amis heute unterwegs… Er meint, dass nun “all good” sei. Unter “all good” verstehe ich etwas anderes. Denn der Trail geht am Fluss entlang und die großen Steine im Weg lassen grüßen. Doch das Ende des heutigen Tages naht. Macugnaga ist nicht mehr weit.
Zwar wollte ich eigentlich noch mit der Bahn auf den Monte Moro Pass hoch und im Rifugio Oberto übernachten. Doch es macht mehr Sinn im Tal zu bleiben und hier eine Unterkunft zu suchen. Außerdem weiß ich nicht, wie lange die Bahn noch geöffnet ist. Hatte dazu keine Information im Internet gefunden.
Ich finde ein wunderschönes Plätzchen am Bach, wo ich raste und mich mit Schokolade und Energieriegel stärke. Es war die absolut richtige Entscheidung im Tal zu bleiben. Nun geht es weiter nach Macugnaga auf Unterkunftssuche. Ich bin am Hauptplatz und mehrere Hotels stehen zur Auswahl. Zuvor drehe ich noch eine kleine Dorfrunde um mir einen Überblick zu verschaffen. Zurück im Zentrum entscheide ich mich für ein Restaurant w am meisten auf der Terrasse los ist. Doch Fehlanzeige, sie schicken mich weiter.
Nächstes Hotel: Hotel Flora, 3 Sterne, kann ja kein Vermögen kosten…
Freundlicher Chef der auch Deutsch spricht. 70 Euronen soll die Überachtung inkl. Frühstück kosten. Da ich zu müde zum weitersuchen bin, willige ich ein hier zu bleiben. Wie sich später herausstellt hätte ich in einem B&B die Hälfte gezahlt 😉 Whatever, den Luxus gönn ich mir…
Meine Socken stehen vor lauter Dreck. Die Dusche ist herrlich!
Pizza in der nächstgelegenen Pizzeria Fizzi (mmmhhh, lecker!!), Check der Öffnungszeiten von der Bahn (8.30 – 16.30 Uhr), schlafen gehen (juhuuu).
Donnerstag, 29. August 2013, Tag 4
4. Etappe: Macugnaga (1307m) – Monte Moro Bergstation (2810m) – Monte Moro Pass (2853m) – Stausee Mattmark (2197m) – Saas Almagell (1670m) – Saas Fee (1809m) – Egge (1900m) – Saas Balen (1462m) – Illas (874m) – St. Niklaus (1208m) – Herbriggen (1260m)

Tagwache um 7.30 Uhr. Ich packe meine Sachen und gehe frühstücken. Es hat sich herumgesprochen dass ich mit dem Bike die TMR unterwegs bin, noch dazu alleine. Die Seniorchefin, eine typische Italienerin, meint ich sei verrückt. Vielleicht ein klein wenig.
Ich verabschiede mich und fahre zur Bahn, denn ich möchte mit der ersten Gondel hoch. Die einheimischen Wanderer können nicht nachvollziehen was ich denn mit dem Bike am Monte Moro Pass will. Verständlich.
Angekommen an der Bergstation wünschen mir die Liftler gutes Gelingen, ich wünsche ihnen einen schönen Tag und schultere das Bike.

Oben am Passübergang thront die Madonna anstatt des Gipfelkreuzes. Auch schön.

Von nun an geht es bergab.

Allerdings gibt es nur wenige fahrbare Stellen. Riesige Felsplatten, ein hochalpiner Weg, wieder das Bike schultern, Schneefelder, langweilig wird es nicht..

Ich überhole zwei italienische Wandersleut und nach ca. 300 hm den Berg hinunter schiebend, mit abwechselnd fahren, schieben, tragen, habe ich endlich wieder einen Trail der fordernd, aber gut fahrbar ist unter den Reifen. Mei macht des a Freude!

Viele Wandersleut kommen mir entgegen, doch es ist noch früh genug, um der Masse nicht im Weg zu sein. Vorne blitzt der Stausee Mattmark und die umliegenden 4000er sind trotz des Nebels leicht sichtbar.

Nun geht es abwärts. Über einen wieder fordernden Trail bis nach Saas Almagell. Da ich gut in der Zeit liege, trete ich von dort aus nach Saas Fee hoch. Meine geplante Route (Saas Fee-Grächen-Herbriggen auf dem Höhenweg)könnte ich fortsetzen, doch wartet Laura mit köstlichem Essen in Zürich und ich möchte nicht um Stunden zu spät sein. So entschließe ich mich für den Trail nach Saas Balen, weiter über die Asphaltstrasse nach Illas (nur abwärts :-), Geschwindigkeit macht super viel Spass!) und dann wieder hoch über Asphalt und Schotter nach Herbriggen. Wo meine Tour endet und mein Auto auf mich wartet…
Glücklich und zufrieden erreiche ich gegen 15 Uhr Herbriggen, packe meine Sachen ins Auto, verabschiede mich von einem Freund und fahre Richtung Zürich. Juhuuu, geschafft!
Bin total happy und stolz 🙂
That was it, coole Tour, super Erlebnis, freue mich schon auf das nächste Abenteuer!
Getroffene Biker auf der Strecke: NULL
Überholte Wanderer: vielleicht insgesamt 20, wenn’s guat geht…
Landschaft: TRAUM!
Trails: sehr, sehr, sehr anspruchsvoll!
Mehr Infos: ask Mel:-)
