Abenteuer Großglockner

Der Großglockner gilt für mich, neben dem Matterhorn als einer der formschönsten Berge unserer Alpen. Nicht nur dass ich in der Nähe aufgewachsen bin, zahlreiche Erinnerungen rund um den höchsten Berg lassen mich immer wieder gerne in diese wunderschöne Gegend eintauchen…

„Über kaum einen Berg der Ostalpen wurde so viel geschrieben wie über den Großglockner. Nur wenige Berge in den Ostalpen besitzen eine ähnliche Anziehungskraft. Dies ist aber auch kein Wunder, führt man sich einmal all die Superlative vor Augen, die der Großglockner innehat: Er ist der höchste Berg Österreichs und überragt nach Osten hin bis zum Ende der Alpen, nach Westen hin bis zum Ortler alle anderen Berge.“
(Auszug aus dem Hochtourenführer Ostalpen von Edwin Schmitt/Wolfgang Pusch)

Dass der Glockner ausgerechnet der höchste Berg Österreichs ist und somit Jahr für Jahr Tausende Bergsteiger anzieht, ist halt so 😉

Auf www.bergzeit.de findet ihr interessante Infos zur Erzherzog-Johann Hütte, Tourenmöglichkeiten in der Gegend, Aufstieg zum Großglockner und viele weitere Infos. Zusätzlich gibt es tolle Bergsportausrüstung zu bestellen – ein Besuch auf der Homepage lohnt sich also doppelt:

https://www.bergzeit.de/magazin/erzherzog-johann-huette/

Die Tour im Zeitraffer:

Sonntag 15.12.: Wetter für die nächste Woche schaut gut aus. Speziell für Dienstag und Mittwoch.
Montag 16.12.: Grobe Tourenplanung, Telefonate mit Bekannten von zuhause, um die Lage zu checken. Die Zeichen stehen alle auf GO, letztes Telefonat mit Teresa – yes, let’s do this!

Dienstag 17.12.: Fahrt nach Osttirol, Start gegen 12.30 Uhr, geschlossene Schneedecke trotz frühlingshafter Bedingungen ab dem Lucknerhaus. Hoch oben in der Ferne leuchtet der Glockner, gemütlicher Aufstieg bis zur Lucknerhütte. Wir treffen Peter Tembler, Bergführer und Besitzer der „Adlersruhe“ mit dem wir nette Worte austauschen. Weiter Richtung Stüdlhütte bevor es dann weiter zum Ködnitzkees geht.

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Zwei Südtiroler kommen uns entgegen, die die Tour an einem Tag gemeistert haben und 10 Minuten später kommt noch eine Truppe, mit blinder Begleitung, so meinen wir. War es Andy Holzer? Unglaublich.

Eine kurze Jause am Ködnitzkees und beim weiteren Aufstieg erleben wir den wohl schönsten Sonnenuntergang auf über 3000 Metern Höhe.

 

Es wird langsam dunkel. Ab einer Höhe von 3300 m macht es keinen Sinn mehr mit Skiern weiterzugehen, so heißt es in der Dämmerung umpackln, Steigeisen raus und die letzten 150 hm im Dunkeln weiter. Die Aufstiegsvariante hatten wir bei Tageslicht noch besichtigt und so wussten wir wo wir sind.
Mit Steigeisen und Pickel steigen wir die letzten Höhenmeter zur Adlersruhe.

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Der Wind bläst, es ist kalt. In der Dunkelheit erreichen wir die Erzherzog-Johann Hütte. Den Eingang zum Winterraum gilt es auszuschaufeln. (Danke Teresa ;-)) Es scheint, dass im Winter doch nicht sehr viele Bergsteiger diese Variante bevorzugen. Die meisten starten in der Nacht um dann die insgesamt knapp 1800 Höhenmeter in einem Tag zu machen.

 

Wir freuen uns auf ein Dach über dem Kopf. Wenigstens ist es windstill hier drinnen. Zwar nicht viel wärmer, aber immerhin geschützt. Der Tee von Teresa wärmt und tut gut. Auf die Penne alla Knorr und weiteren Tee müssen wir dann leider verzichten, denn die Gaskartusche ist mit dem Jetboil nicht kompatibel. (Zwei Geschäfte hatten wir an diesem Tag der Anreise abgeklappert, um herauszufinden, dass es zig verschiedene Gaskartuschen gibt. Diejenige die wir jetzt mit hatten war eine Standardkartusche, aber nicht mit Click-Fix System sondern zum aufschrauben… Na ja, Pech gehabt. Dies ist uns eine Lehre, aber gottseidank hab ich in meinem Camelpack (wo der Trinkschlauch schon lange eingefroren war) noch genügend zum Trinken für den Gipfeltag, ohne Flüssigkeit wäre es dann doch a bisl zach geworden.

20 Uhr: Nachtruhe. Wir vermummen uns mit aller Bekleidung die wir haben, wickeln uns in die jeweils 4 Hüttendecken ein und versuchen einzuschlafen. Wir sind froh, dass wir alleine im Winterraum sind, denn ansonsten hätten wir nur zwei Decken jeweils gehabt, brrr noch kälter…

unser kuscheliges Zuhause...
unser kuscheliges Zuhause…

Bei Kälte einzuschlafen funktioniert bekanntlich nicht. Vor allem wenn die Füsse eiskalt sind und der Körper vor Kälte zittert. Erholsamer Schlaf ist was anderes. Doch wir wissen, dass dies auch bald vorüber geht und freuen uns schon auf den Gipfeltag.

Die Embryostellung bewährt sich als beste Methode. Die Muskulatur zieht sich zusammen und verspannt… Alle halbe Stunde sich drehen, wieder Decken richten, wieder versuchen einzuschlafen… So geht das ganze Prozedere vor sich hin… Teresa geht es dabei nicht viel besser… Irgendwie ist die Situation dann auch schon wieder lustig… „Teresa, schläfst du?“, nein – mir ist kalt und du? Nein mir ist auch kalt…

Die Frage nach dem “Warum” stellt sich trotzdem nicht. Es sind diese speziellen Momente am Berg, die man aufsaugt und von denen man lange zerrt. Die Geschichten und Abenteuer die man erlebt, die Freundschaften und Bergerlebnisse die verbinden. Dem Alltag und der Hektik entkommen und die Sicht von oben genießen. Darum!

Die Nacht war lang, Schlaf gleich null, doch die Sonne scheint in den Winterraum herein, Zeit um aufzustehen, zu frühstücken, zusammenzupacken und aufzubrechen. Die Skier und das restliche Material das wir nicht für die Besteigung benötigen, lassen wir bei der Hütte zurück, denn der Wind bläst recht stark und dort ist alles bestens geschützt.

Zwei Seilschaften kommen uns entgegen, in der zweiten Seilschaft ein bekanntes Gesicht. Regina, eine Osttiroler Bekannte aus früheren Tagen kommt uns mit einer weiteren Einheimischen entgegen. Blöderweise hat sie ihre Kamera verloren. Leider finden auch wir sie nicht mehr. Die Erinnerungen dahin, ein paar hunderte Euronen einfach weg. Pech gehabt…

Die Bedingungen zum Gehen sind bestens. Sehr guter Trittschnee über das Glocknerleitl, weiter in leichter Kletterei zum Kleinglockner.

 

Teresa steigt vor, ich ein paar Meter hinter ihr her. Wir gehen seilfrei. Jeder für sich, voll konzentriert. Sich dessen bewusst, dass ein Fehltritt gröbere Auswirkungen haben kann. Trotzdem denkt man in diesem Moment nicht daran, sondern ist einfach nur auf den nächsten Schritt und Tritt konzentriert und sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst. Wir verstehen uns blind, geben Rücksicht aufeinander und sind doch in unserem Tun ganz alleine für uns selbst verantwortlich.

 

Am Grat sind es keine 20 cm Breite die vollste Konzentration fordern, denn der Wind der über den Grat bläst lässt einen gleich mal aus dem Gleichgewicht geraten. Links und rechts davon geht es steil bergab. Das Gipfelkreuz ist in Sichtweite, wenige Meter Kletterei und geschafft! Wir stehen ganz alleine am Großglockner. Juheeee, Freude kommt auf! Im Sommer wäre dies unvorstellbar, denn an Schönwettertagen steht man Schlange auf den höchsten Berg Österreichs.

 

Kurze Stärkung, den Moment aufsaugen, Gipfelfoto, Zucker tanken und wieder retour. Nochmals ist volle Konzentration beim Abklettern gefordert. Es macht Spass und wir kommen zügig voran.

 

Unterhalb vom Glocknerleitl kommen uns zwei junge Bergrettungsmänner entgegen, wir unterhalten uns kurz, es ist einfach nett sich in der Höhe auszutauschen. Jeder ist per „Du“, einfach gmiatlich.

Angekommen bei unserem Skidepot. Die wohlverdiente Jause schmeckt herrlich.

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Wir verweilen in der Sonne bevor es dann zum angenehmen Teil der Tour übergeht: mit Skiern abfahren. Nach ein paar Metern von der Adlersruhe entfernt, können wir direkt den zuvor besichtigten Steilhang abfahren. Die Verhältnisse hart aber herzlich. Der Harschdeckel trägt uns, wir fahren über das Ködnitzkees, weiter Richtung Lucknerhütte bis zum Auto beim Lucknerhaus. Geschlossene Schneedecke bis zum Auto – perfekt!

 

Glücklich und zufrieden erreichen wir das Auto, packen ein, statten meiner Family in Matrei einen kurzen Besuch ab (danke Mum für’s guate Essen!) und fahren hundemüde weiter nach Innsbruck, wo das Bett schreit und es einfach nur ein Genuss ist, unter die warme Dusche zu steigen und im Warmen schlafen zu gehen…

Mit Teresa habe ich eine supertolle, verlässliche Bergpartnerin an meiner Seite, die für jeden Spass zu haben ist und einfach ein cooles Mädel ist! Danke Teresa 🙂 Es ist eine große Freude mit dir unterwegs zu sein!!!!