10./11. Mai 2015
Frühjahrszeit. Jetzt sind die steilen Nordwände wieder ein Thema und die Bedingungen im Moment sind ganz passabel. Gemeinsam mit meiner Bergans Teamkollegin Lori Huber haben wir die Hinter Schwärze Nordwand ins Visier genommen. Mit einer Länge von 280 Höhenmetern ist sie nicht lang, aber mit bis zu 55 Grad doch sehr steil.
Wir fahren nach Vent, dem Ausganspunkt unserer Tour. Vent, das Bergsteigerdorf im hintersten Ötztal ist wie ausgestorben. Die Wintersaison ist vorbei und somit sind nur noch wenige Einheimische im Ort…
Mit schwerem Gepäck marschieren wir in Vent los…
Vor ein paar Tagen habe ich eine schöne Story zur Hinteren Schwärze im Bergzeit Magazin gelesen – lesenswert, daher teile ich gerne hier die Story:
Zudem gibt es hier auch noch schöne Produkte rund ums Thema Outdoor… Aber nun wieder zurück zur Story…
Die Temperaturen sind perfekt, das Wetter könnte nicht besser sein. Wir beide waren zwar schon das ein oder andere Mal in Vent, aber noch nie auf der Martin-Busch Hütte. Und so passiert es, dass wir uns verquatschen und nicht mehr auf die Wegrichtung achten. Beide verlassen wir uns gegenseitig darauf, dass wir sowieso richtig sind. Ich weiß zwar, dass wir einen elendslangen Hadscher in ein Tal vor uns haben, doch das ist nicht das richtige Tal 😉 hahahaa… 45 min später sind wir in Rofen. Ich frage den Bauern zur Vorsicht nochmal, doch mein Bauchgefühl hatte schon Recht, WIR SIND FALSCH, aahhhhh…
Und das mit dem schweren Gepäck am Rücken. Na ja. Nützt nix, retour und zurück auf den richtigen Weg. Wir verlieren wertvolle Zeit, es wird langsam dunkel. Ein steiler Weg mit einigen zu überquerenden Lawinenfeldern ist zurück zu legen. 2,5 Stunden später erreichen wir endlich im Dunkeln die Martin-Busch Hütte…
Nach kurzem Suchen finden wir den bestausgestatteten Winterraum der Hütte, heizen ein und kochen noch ein wenig Tee. Gegen Mitternacht legen wir uns dann schlafen… Mein Rücken ist total verspannt, die körperliche Anstrengung ist spürbar, erst spät schlafe ich ein…
Um 5.45 Uhr werde ich wach. Draußen ist es bereits hell. Tagwache dann um 6.30 Uhr. Kurzes Frühstück. Dann starten wir los…
Wir haben nun zwei Möglichkeiten, um den Marzellferner zu erreichen. Entweder ins Bachbett abfahren, teils absteigen und die Lawinenkegel queren oder Mels’ Variante: den Bergsturz queren. Ein wenig Überzeugungsarbeit an Lori ist notwendig, denn Loris’ Variante ist sicher gescheiter, aber ein bisserl Kletterei in der Früh macht doch Spass 😉
Also entscheiden wir uns für meine Variante… Logisch geht das!
Wir queren den Bergsturz in teils mühsamer Kletterei. Quite a challenge aber alles im Griff. Irgendwann erreichen wir dann doch den Schnee und kommen gut voran. Der Aufstieg über den Marzellferner bis zum Einstieg in die Wand erweist sich als angenehm zu gehen. Zwar ist es hart, aber passt scho…
Der Versuch der Querung des Bergschrunds mittels Ski scheitert, zu hart. Umbau auf Steigeisen – Wechsel mit spuren. 50 Schritte – Wechsel. Die Wand ist wirklich steil, teils über 55 Grad (gemessene Stelle im oberen Bereich der Wand 57 Grad).
Wir kommen gut voran. Die Wand nimmt kein Ende obwohl sie nicht so lang wäre. Schritte zählen, Pickel rein hauen – weiter. Irgendwann erreichen wir dann doch den Wandausstieg, es wird flacher. Die letzten Meter bis zum Skidepot. Wir steigen zum Gipfel hoch, setzen uns auf a gmiatliches Platzerl und genießen die wohlverdiente Gipfeljause…
Nach einer gemütlichen Rast, steigen wir die paar Meter wieder ab zu den Skiern und machen uns bereit zur Abfahrt. Lori lässt mich vorfahren weil sie mir zusehen möchte. Die Wand ist wirklich steil, keine Fehler sind erlaubt. Ich schwinge sicher hinunter und mache noch ein paar Fotos von Lori. Es ist hart in der Wand, aber gerade richtig zum fahren. Es slufft fast nicht…
Wir sind heil herunten und entschließen uns für einen weiteren kurzen Anstieg Richtung Niederjochferner. Macht mehr Sinn, damit wir uns den Anstieg zur Hütte und das queren der Lawinenfelder ersparen. So kommen wir fast zur Hütte. Der Schnee ist faul, teilweise sinkt man knietief ein…
Ich halte es in den Schuhen nicht mehr aus. Zu lange war der Tag. Zu eng sind die Schuhe, denn ich bin ja immer noch abfahrtsorientiert unterwegs und da heißt es je enger desto besser 😉 Endlich die Hütte – raus aus den Schuhen – etwas trinken – zum Bach – Füße rein – herrlich…
Wir beladen unsere Rucksäcke. In normalen Schuhen geht es zurück…
Je weiter desto schwerer der Rucksack. Es hört nicht auf. 2,5 Stunden bergab. Für mein kaputtes Knie ist bergabwärts gehen eine Tortur. Ich hasse es. Der Rücken schmerzt, das Knie tut weh. ENDLICH. Nach einer langen Odysee erreichen wir um 21 Uhr das Auto. Sooooo froh! Geschafft! Es war ein langer Tag…
Danke Lori für das coole, gemeinsame Bergabenteuer!