Karwendel Soultour aloan

Es sind besondere Momente die man erlebt, wenn man in den Bergen unterwegs ist. Natürlich ist es schöner, diese zu teilen, jedoch manchmal ist es einfach so, dass entweder niemand Zeit hat oder es gibt andere Gründe. Jedenfalls gehe ich auch im Winter gerne mal allein auf Tour. Ich bin mir der alpinen Gefahren bewusst und ja, diese versucht man natürlich so gut wie möglich auszuschalten, aber das Restrisiko bleibt bestehen. Wichtig ist, die äußeren Bedingungen richtig interpretieren zu können und auf sein Bauchgefühl zu hören. Außerdem ist man allein viel bewusster unterwegs, nimmt alles intensiver wahr. Natürlich nur wenn man sich die Zeit dafür nimmt und nicht auf den Berg zwecks sportlicher Höchstleistungen im Rekordtempo hetzt…

Am Samstag war ich bereits auf der Seefelder Spitze und wusste über die guten Bedingungen in den Rinnen und Karen im Karwendel Bescheid. Allerdings war da der Sonntag, der mit dem Regen leider alles zunichte gemacht hatte…

Ich starte Richtung Seefelder Spitze. Mich überholt ein motivierter Skitourengeher und fragt mich, ob ich mit Schuppenski unterwegs bin… So was ähnliches 😉 Ich teste die Fischer Profoils, eine Alternative zum Fell, das überraschend gut bei Powder im Aufstieg funktioniert. Sie gleiten besser, sind leichter…

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Jedes Mal bin ich aufs Neue fasziniert von der Schönheit des Karwendels. Unzählige Möglichkeiten erwarten den Naturliebhaber. Kurz vor dem Gipfel begutachte ich meine Abfahrtsmöglichkeiten, schließlich muss man hier Richtung Osten genau wissen, wo man abfährt, da man ansonsten schnell in der Rue de la Sh… landen kann.

Ein weiterer Skitourengeher kommt auf den Gipfel. Ein älterer Mann, der sich nach den Abfahrtsmöglichkeiten hier erkundigt. Ich erkläre ihm, dass es bei den aktuellen Bedingungen am besten ist, die Aufstiegsvariante zu nehmen. Er fragt, ob ich die Pleisenspitze kenne, denn eigentlich wollte er heute dort hin… Er packt seine sieben Sachen zusammen, wir verabschieden uns und ich warte bis er abfährt, damit er mir nicht womöglich noch hinterher fährt 😉

Rundherum eine wunderschöne Aussicht, schneetechnisch gesehen nicht gerade einladend, denn am Sonntag sind in allen Expositionen unzählige Nassschneelawinen abgegangen.

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Die Sonne hat bereits gut in diese Exposition gebraten, somit wandert der wenige Neuschnee den es auf der harten Regenschicht trägt mit. Allerdings nicht weit. Für mich kein Problem, da ich mit dem kalkuliert hatte. Die Abfahrt über die Rinne ist teilweise gut, einmal über den harten Lawinenkegel drüber und bis zur Rinne der Ursprungtürme querend. Ich bin ganz allein hier unterwegs, keine Menschenseele weit und breit. Die Vögel zwitschern und nur die überfliegenden Flugzeuge erinnern daran, dass die Zivilisation nicht weit entfernt ist.

Ich steige die kontunierlich ca 40 Grad steile Rinne auf. So weit wie möglich mit Skiern, allerdings macht mir die Regenschicht, 5cm unter der Neuschneeschicht zu schaffen und ich entscheide besser die Rinne zu stapfen. Teilweise trägt der Harschdeckel extrem gut, doch je weiter ich mich nach oben arbeite, desto öfter bricht der Deckel und es wird immer schwieriger voran zu kommen. Ich wühle mich nach oben, doch ca 100hm unterhalb dem Ausstieg der Rinne entscheide ich, dass es keinen Sinn macht. Just in diesem Moment kommt mir ein Stein entgegen geflogen. Ein Zeichen? 😉

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Es sind herausfordernde Bedingungen bei der Abfahrt. Teils pulvrig , dann trifft man auf die harten Schneebälle. Trotzdem ein Juchzer, weil es einfach so ein schöner Tag ist 🙂

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Im untersten Teil der Abfahrt kommt mir ein Tourengeher entgegen, der so in seiner eigenen Welt gefangen ist, dass er mich gar nicht wahr nimmt… Na ja, soll es geben 😉

Unten im Talboden angekommen suche ich mir ein sonniges Platzerl, jausne etwas und blicke nochmal hinauf – lässig woars! Herrlich!

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Nun geht es schiebend weiter, es liegt gottseidank Schnee bis nach Gießenbach. Von dort entweder per Bus oder Zug weiter. Der Zug fährt mir vor der Nase weg. Bus fällt auch flach, der nächste würde erst in 3 Stunden fahren. Autostoppen? Ginge auch, aber ich habe ja Zeit und so warte ich in der Sonne auf den nächsten Zug, mit dem ich bis nach Seefeld zurück fahre…

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What a day!